Five German Stories
Translated by Brentley
28.04.24
Das Wort ,,Schlaraffe“ kommt vielleicht von „schlaff“. „Schlaff“ heißt so viel wie „nicht fleißig", oder besser „faul". Schlaraffenland bedeutet also „das Land der schlaffen oder faulen Menschen“. Von diesem wunderbaren Land wollen wir jetzt erzählen.
Nichts in diesem Land kostet sehr viel. Alles kostet sehr wenig. Was in Deutschland 100 Mark kostet, das bekommt man dort für eine Mark.Um jedes Haus steht eine Mauer, und diese Mauer ist aus Kuchen. Jeder kann an die Mauer gehen und so viel Kuchen essen, wie er will.
In den Bächen und Flüssen fließt guter Wein. Wer durstig ist, geht an einen Bach oder Fluß und trinkt den besten, ältesten Wein. An hohen, schönen Bäumen hängen im Frühling, Sommer, Herbst und Winter jeden Tag frische Brote. Unter den Bäumen fließen Bäche. In einigen dieser Bäche fließt das ganze Jahr lang frische Milch. Viele von den Broten fallen von den Bäumen in die Milchbäche, so daß man harte und weiche Brote essen kann, ganz wie man will.
Die Fische schwimmen oben auf dem Wasser, ganz nahe am Land. Die Fische sind fertig zum Essen, sie sind gebacken und gebraten. Wer faul oder müde ist oder keine Zeit hat, ruft die Fische, und diese kommen aus dem Wasser an das Land und springen dem müden Menschen in die Hand oder in den Mund. Die Vögel sitzen auf den Bäumen und sind fertig zum Essen. Sie sind alle gebacken und gebraten, Hühner und viele andere Vögel. Wenn man zu müde oder zu faul ist, oder wenn man keine Zeit hat, einen gebackenen oder gebratenen Vogel zu nehmen, dann öffnet man den Mund, und das gebackene Hühnchen fliegt ganz langsam hinein.
Im Wald sind viele kleine Schweinchen. Auch diese Schweinchen sind fertig gebacken und gebraten und ganz fertig zum Essen. Jedes Schweinchen hat im Rücken ein Messer und eine Gabel. Man nimmt Messer und Gabel und beginnt sofort zu essen.
Der Käse hängt im Schlaraffenland an den Bäumen. So viel Käse gibt es im Schlaraffenland, daß die Menschen der ganzen Welt ihn nicht essen können.
Alle Steine sind aus Zucker. Auch der Schnee ist aus Zucker. Wenn es regnet, regnet es Honig.
Geld oder Gold braucht man nicht im Land der Schlaraffen. Wer Geld oder Gold wünscht, geht an einen Baum und ruft. Dann fallen Silbertaler und Goldstücke herab, so viel wie man wünscht. Aber nicht nur Silbertaler und Goldstücke läßt der Baum fallen, sondern auch die schönsten Kleider und Schuhe. Schönere Kleider und Schuhe, als auf diesen Bäumen hängen, gibt es nicht in dieser Welt.
Wunderbar ist auch das Wasser im Schlaraffenland. Wer müde, schwach oder krank ist, springt in einen Teich, Bach oder Fluß, badet ein wenig und ist auf einmal wieder gesund und stark. Wenn man so alt ist wie ein Großvater oder eine Großmutter, steigt man ins Wasser und kommt jung wieder heraus.
Wer in dieser Welt kein Glück im Spiel hat und immer verliert, gewinnt im Schlaraffenland immer. Er kann nicht verlieren. Er gewinnt alles, was er wünscht.
Für Faulpelze ist das Land am besten. Wer gern schläft, wird reich, sehr reich, denn für jede Stunde Schlaf bekommt er ein Goldstück. Wenn ein Faulpelz Karten spielt und im Kartenspiel verliert, fällt das Geld sofort wieder in die Taschen zurück.
Der Dieb und der Faulpelz werden dort schnell berühmt. Wer aber am dümmsten ist, und wer am besten schlafen und essen kann, der wird sehr bald der König des schönen Schlaraffenlandes.
The word “Schlaraffe” comes possibly from “sleep.” “Sleep” means something like “not diligent”, or better as “lazy.” Schlaraffenland means thus “The land of sleep or lazy people.” Of this wonderful land we wish to now tell you.
Nothing in this land costs very much. Everything costs very little. What costs 100 marks in Germany, one can buy it there for one mark. Around every house stands a wall, and these walls are made out of cake. Everyone can go up to the walls and eat as much cake as they wish.
In the brooks and rivers, flows good wine. Whoever is thirsty goes to a brook or river and drinks the best, oldest wine.
On high, beautiful trees hang in Spring, Summer, Fall, and Winter fresh bread every day. Under the trees flow brooks. In some of these brooks, fresh milk flows all year-round. Much of the bread falls from the trees into the milk brooks, so that one may eat hard and soft bread, as they wish.
The fish swim at the surface of the water, very close to the water’s edge. The fish are ready to eat; they are baked and fried. Whoever is lazy or tired, or whom has little time, calls on the fish, and they come out of the water onto the land, where they then jump in the tired hands or mouth of the people.
The birds sit on the trees and are ready to eat. They are all baked and fried- chickens and many other birds. If one is too tired or lazy, or whom has little time to take a baked or fried bird, then one opens their mouth, where the baked little bird flies very slowly in.
In the forest are many little piggies. Also these piggies are already baked and fried, and are ready to eat. Every little piggy has in its back a knife and fork. One takes the knife and fork and begins to eat immediately.
The cheese hangs in the trees of Schlaraffenland. There is so much cheese in Schlaraffenland, that all the people in the entire world could never eat it.
Every stone is made of sugar. Also the snow is made of sugar. When it rains, it rains honey.
Money or gold is not something one needs in the land of sleep. Whoever wishes for money or gold, goes to a tree and calls- out fall silver dollars and gold pieces, as much as one wants. But not only silver dollars and gold pieces fall from the trees, but also the most beautiful clothes and shoes. There are no more beautiful clothes and shoes, than what hang from these trees, in the entire world.
The water is also wonderful in Schlaraffenland. Whoever is tired, weak, or ill jumps into a pond, brook or river, bathes a little, and is at once healthy and strong again. If one is as old as a grandfather or a grandmother, they climb into the water and come out young again.
Whoever in this world has no luck in games and always loses will always win in Schlaraffenland. He can not lose. He wins everything he wishes.
For lazybones, this land is the best. Whoever enjoys sleeping will become rich, very rich, because for every hour of sleep, he receives a gold piece. If a lazybones plays cards and loses the cardgame, the money simply falls immediately back into his pockets again.
The thief and the lazybones will quickly become very famous there. Whoever is the dumbest and whoever is the best at sleeping and eating, will very soon become the king of the beautiful place.
Ich habe Ihnen noch nicht von meinem wunderbaren Pferd erzählt. Meine Freunde haben oft versucht, es für mehrere hunderttausend Taler in Gold von mir zu kaufen, aber ich habe es seit vielen Jahren und gebe es nicht weg. Ich bekam dieses schöne Tier von einem meiner Freunde als Geschenk für einen Ritt auf dem Teetisch. Ich will Ihnen erzählen, wie das geschah.
Vor langen Jahren besuchte ich in Rußland einen Freund. Er wohnte mit seiner Familie in einem schönen Schloß, hatte viel Geld und viel Land und alles, was ein Mensch sich wünschen kann. Eines Nachmittags saßen wir beim Tee. Der Freund sprach mit großer Liebe von einem seiner jungen Pferde und bat die Herren, mit ihm hinunter in den Stall zu gehen, um es zu sehen. Die Herren gingen mit meinem Freund, während ich bei den Frauen im Teezimmer blieb. Sie waren noch nicht lange weg, als wir auf einmal einen Schrei hörten. Ich sprang auf, lief schnell durch den Garten hinab in den Stall und fand das herrliche Tier so wild, daß niemand es reiten wollte. Die Herren standen um das Pferd und fürchteten sich, und alle Gesichter waren weiß wie Schnee. Schnell sprang ich auf den Rücken des Pferdes und ritt so lange und so schnell durch Wald und Feld, daß das Tier endlich ganz müde war. Dann ritt ich zum Schloß zurück.
Um den Männern und Frauen noch besser zu zeigen, daß sie keinen Grund zur Sorge hatten, ließ ich das Pferd mit mir durchs Fenster ins Teezimmer springen. Hier ritt ich einige Male hin und her, ließ das Pferdchen auf den Teetisch springen und zeigen, was es konnte, worüber alle sich sehr freuten. Das Tier machte es so wunderbar, daß weder Gläser noch Teller zerbrachen.
Dem Freund aber gefiel mein Ritt so gut, daß er mich bat, sein wunderbares Pferd als Geschenk anzunehmen, was ich gerne tat.
I have not told you all about my wonderful horse. My friends have often tried to buy it from me for several hundred thousand dollars in gold, but I have had it for many years and will not give it away. I received this beautiful animal from one of my friends as a gift for a ride on the tea table. I want to tell you all how it happened.
Many years ago, I visited a friend in Russia. He lived with his family in a beautiful castle, had a lot of money and land, and everything that a person could ever wish for. One evening we sat for tea. The friend spoke with great love for one of his young horses and bade the men to come along with him to the stall to see it. The men went with my friend, while I stayed with the ladies in the tearoom. They were not gone for long, when we at once heard a scream. I sprang up, ran quickly through the garden, into the stall, and found the beautiful animal- so wild, that no one wanted to ride it. The Men stood around the horse and feared it. Every face was white like snow. Quick, I jumped onto its back and rode it so far and fast through the forest and field that the animal finally was tired-out. Then I rode back to the castle.
In order to better yet show the men and ladies that they had no reason for worry, I let the horse jump through the tearoom window. I rode a couple times here and there, and let the little horse jump on the tea table, showing what it could do, whereover all were very pleased. The horse landed so wonderfully, that neither glasses nor plates broke. The friend of mine liked my ride so much, that he bade me to accept his wonderful horse as a gift- which I happily did.
Ein Mann hatte einmal einen Esel. Dieser hatte viele Jahre lang die Säcke fleißig zur Mühle getragen, aber nun wurde er so alt und schwach, daß er nicht mehr arbeiten konnte. Da dachte der Herr: ,,Warum soll ich ihm länger zu fressen geben? Er ist alt und schwach. Ich will ihn nicht länger behalten. Ich lasse ihn laufen.“
Der Esel aber wußte, daß sein Herr ihn nicht mehr im Stall haben wollte. So lief er weg und machte sich auf den Weg nach Bremen. „In Bremen“, sagte er sich, „kann ich ja Stadtmusikant werden.“
Als er ein Stück des Weges gelaufen war, fand er einen Jagdhund auf dem Weg liegen. Dieser war weit gelaufen und sehr müde. „Nun, warum bist du so müde, alter Freund?" fragte der Esel. „Oh“, sagte der Hund, „ich bin alt und werde jeden Tag schwächer. Ich kann auf der Jagd nicht mehr schnell genug laufen, und darum wollte mein Herr mich töten. Da bin ich gelaufen so schnell, wie ich konnte. Aber wie soll ich nun mein Essen bekommen?“—„Das ist nicht schwer“, sprach der Esel. „Nichts ist leichter als das. Ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant. Geh mit und werde auch Musikant!" Der Hund war mit dem Rat des Esels zufrieden, und sie gingen weiter.
Nicht lange darauf trafen sie eine Katze. Die saß am Weg und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. „Nun, warum machst du ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter, du alter Mäusefresser?“ sprach der Esel. „Wer kann froh sein und lachen, wenn er sterben soll?“ antwortete die Katze. „Weil ich alt bin und meine Zähne nicht mehr scharf sind, liege ich gern hinter dem Ofen; und da ich für die Mäusejagd nicht mehr tauge, wollte man mich in den Bach werfen. Da habe ich mich schnell auf den Weg gemacht. Aber nun weiß ich nicht, wo ich genug zu essen finden kann.“— „Nichts ist leichter als das“, sprach der Esel, „geh mit uns nach Bremen. Du bist doch eine gute Nachtmusikantin. Niemand macht während der Nacht schönere Musik als du. Wir gehen nach Bremen und werden dort Stadtmusikanten. Werde in Bremen auch Musikantin!“ Die Katze war mit dem Rat des Esels zufrieden und ging mit.
Bald darauf kamen die drei neuen Freunde an ein Bauernhaus. Da saß auf der Gartenmauer ein Hahn und schrie und krähte so laut, wie er konnte. ,,Warum schreist du denn so, du alter Hahn?“ fragte der Esel. ,,Heute ist Waschtag“, antwortete der Hahn. ,,Die Frauen des Dorfes wollen heute waschen, und darum sage ich ihnen, daß die Sonne scheinen wird. Aber weil morgen Sonntag ist und am Sonntag Gäste kommen, so hat die Frau des Hauses gesagt, daß sie mich morgen essen wollen. Heute abend soll man mir den Hals abschneiden, und darum krähe ich, solange ich noch krähen kann.“—„Du bist ein großer Philosoph, Rotkopf“, sagte der Esel. ,,Aber warum willst du schon sterben? Etwas Besseres als den Tod kannst du immer finden. Geh mit uns nach Bremen! Du hast doch eine gute Stimme. Werde Stadtmusikant! Wenn wir zusammen Musik machen, freut sich die ganze Stadt." Der Hahn war mit dem Rat des Esels zufrieden, und so ging er mit.
Die Musikanten konnten aber in einem Tag nicht bis Bremen reisen, und am Abend kamen sie in einen Wald, wo sie über Nacht bleiben wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum; die Katze setzte sich auf den Ast eines Baumes; der Hahn aber war mit diesem Ast nicht zufrieden, flog auf den höchsten Ast und von dort in die Spitze des Baumes, wo er alles sehen konnte. Bevor er einschlief, sah er noch einmal in die Ferne, nach Norden und Süden, nach Westen und Osten. Da glaubte er, weit weg ein kleines Licht zu sehen, und er sagte zu seinen Gesellen: „Ich sehe in der Ferne ein Licht. Einige Meilen von hier muß ein Haus sein." Da sprach der Esel: „So müssen wir uns auf den Weg machen, denn in einem Haus schlafen wir besser als in diesem Wald.“—„Das ist wahr“, sagte der Hund; „auch finden wir dort vielleicht ein gutes Abendessen. Ich bin so hungrig, daß ich vor Hunger sterbe."
Also machten sie sich auf den Weg. Bald wurde das Licht in der Ferne heller und größer. Sie gingen weiter und standen bald vor einem großen Haus. In dem Haus aber wohnten Diebe. Der Esel als der größte der Musikanten ging an das Fenster und sah hinein. „Was siehst du, Langohr?“ fragte der Hahn. „Was ich sehe?“ antwortete der Esel. „Ich sehe einen Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Männer sitzen an dem Tisch und essen mit großem Appetit.“ „Das ist etwas für uns", sprach der Hahn. „Das müssen wir haben.“
Nun wollten die Tiere die Diebe aus dem Haus werfen und hielten Rat. Endlich wußten sie, was zu tun war. Der Esel mußte sich mit zwei Füßen auf das Fenster stellen; der Hund sprang auf den Rücken des Esels; die Katze sprang auf den Rücken des Hundes, und der Hahn endlich flog auf den Kopf der Katze. Als das geschehen war, fingen sie auf einmal an, Musik zu machen. Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte. Dann sprangen sie durch das Fenster alle zusammen ins Zimmer hinein. Die Diebe sprangen vom Tisch auf, dachten: „Das Ende der Welt ist gekommen" und liefen in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Musikanten an den Tisch und aßen, was noch da war. Alle aßen so viel, als ob sie in den nächsten vier Wochen nichts mehr essen sollten.“
Als sie gegessen hatten, bliesen sie die Lichter aus, und jeder suchte sich eine gute Stelle zum Schlafen. Der Esel ging in den Garten und legte sich in das Gras. Der Hund fand eine gute Stelle hinter der Tür. Die Katze legte sich in die warme Asche des Ofens, und der Hahn flog auf das Dach des Hauses. Die Musikanten waren müde und schliefen sehr bald ein. Spät in der Nacht sahen die Diebe, daß kein Licht mehr im Haus brannte. Sie hörten, daß im Haus alles ganz still war, und der älteste der Diebe sprach: „Wir sind sehr dumm gewesen, wir sind zu schnell weggelaufen.“ Dann befahl er dem jüngsten von ihnen: „Geh in das Haus und sieh, ob jemand darin ist.“
Der Dieb fand alles still. Er ging in die Küche und wollte ein Licht anzünden. Da sah er die Augen der Katze und hielt sie für brennende Kohlen. Er hielt ein Stückchen Holz an die Augen der Katze, damit es Feuer fangen sollte. Da sprang die Katze ihm ins Gesicht. Der junge Dieb wollte zur Tür hinauslaufen, aber dort lag der Hund. Dieser sprang auf und biß ihn ins Bein, und als er in den Garten kam und über das Gras lief, gab ihm der Esel einen starken Schlag mit dem Huf. Der Hahn auf dem Dach aber erwachte durch den Lärm und rief: ,,Kikeriki!“
Da lief der Mann so schnell, wie er konnte zu seinen Gesellen zurück und sprach: ,,In dem Haus sitzt eine schreckliche Hexe. Die Hexe sitzt am Ofen und hat mir ihre langen Hexenfinger in die Augen gesteckt. An der Tür steht ein Mann mit einem langen, scharfen Messer; der hat mich ins Bein geschnitten. Auf dem Gras im Garten liegt ein Riese, der hat mich mit einem großen, schweren Eisenstock geschlagen. Und auf dem Dach des Hauses, da saß der Richter und rief mit lauter Stimme: ‚Bringt mir den Dieb! Bringt mir den Dieb!‘ Da lief ich weg.“ Von dieser Zeit an gingen die Diebe nicht in das Haus zurück. Den vier Bremer Stadtmusikanten aber gefiel es so gut darin, daß sie darin lebten, bis sie starben.
Once, a man had a donkey. The donkey had, for many years, diligently carried sacks to the mill, but now he had become so old and weak, that he could not work anymore. The man thought to himself: “Why should I feed him any more? He is old and weak. I don’t want him anymore. I will let him run.”
The donkey knew his owner would not keep him in the stall anymore, so he ran off, and made way for Bremen. “In Bremen,” he said, “I can become a city musician.”
As he had traveled a part of the way, he found a hunting dog laying on the path. He was far-traveled and very tired. “Now, why are you tired, old friend?” asked the Donkey. “Oh,” said the dog, “I am old and becoming weaker every day. I can not run quickly on the hunt any more, and because of this, my owner decided he would kill me. I ran as fast as I could, but how should I receive any food now?”—“That is not hard,” said the donkey. “Nothing is easier than that. I am going to Bremen and will become a city musician there. Go with me and also become a musician!” The dog was happy with the advice the donkey gace, and they went on together.
Not long after, they met a cat. She sat on the path and made a face, like three days of rainweather. “Now, why do you make a face, like three days of rainweather, you old mouse-eater?” said the donkey. “Who can be joyful and laugh, when he should die?” replied the cat. “Because I am old and my teeth are not sharp anymore, I lay happily behind the oven, and I am not fit for mouse-hunting any more, my owner wanted to throw me in a brook. I ran away quickly on the path, but now I don’t know where I can find enough to eat.”—“Nothing is easier than that,” said the donky, “go with us to Bremen. You are still a good night musician. No one makes more beautiful musik during the night than you. We are going to Bremen and will become city musicians there. You should also become a musician!” The cat was happy with the advice the donkey gave and went along with them.
Soon thereafter, the three friends came upon a farmhouse. There, on the garden wall, sat a rooster. He screamed and cried as loud as he could. “Why are you screaming, you old rooster?” asked the donkey. “Today is laundry day,” replied the rooster. “The women of the villages want to wash today, and that is why I tell them the sun is shining. But because tomorrow is sunday, and guests come on sunday, the woman of the house has said they will eat me tomorrow. This evening someone will cut my neck, and that is why I crow- as long as I still can crow.”—“You are a great philosopher, redhead,” said the donkey. “But why do you want to die already? There is always something you can find that’s better than death. Go with us to Bremen! You still have a good voice. Become a city musician! If we make music together, the whole city will be pleased.” The rooster was happy with the advice of the donkey, and so went along with them.
The musicians could not finish their trip to Bremen in one day, and so they arrived in a forest in the evening, where they wanted to stay overnight. The donkey and the dog laid themselves under a big tree. The cat set herself on the branch of a tree. The rooster was not satisfied with the branch, and flew to the highest branch at the tip of the tree. Before he slept, he looked in the distance to the North and South, and to the West and East. He believed to see a little light, and said to his fellows: “I see a light in the distance. Some miles away from here must be a house.” Then the donkey said: “So we must make our way there, because we will sleep much better in the house than in this forest.”—“That is true,” said the dog; “also we will possibly find some good dinner there. I am so hungry, that I may die of hunger.”
Thus they made way for the distant house. Soon the light in the distance became brighter and bigger. They went on and soon stood before a big house. In the house lived thieves. The donkey, as the biggest of the musicians went to the window and saw inside. “What do you see, longears?” said the rooster. “What do I see?” replied the donkey. “I see a table with beautiful food and drinks, and men sitting at the table, eating with a great appetite.” “That is something for us to have,” said the rooster. “We should have it.”
Now the animals wanted to throw the thieves out of the house, so they held a counsel. Finally, they knew what to do. The donkey placed his two hooves on the window. The dog jumped onto the back of the donkey. The cat jumped onto the back of the dog, and the rooster, finally, flew onto the head of the cat. After that, they began at once to make music. The donkey screamed, the dog barked, the cat meowed, and the rooster crowed. Then they jumped through the window all together in the room. The thieves jumped up from the table, thinking: “The end of the world has come.” and ran out into the woods. Now the four musicians set themselves down at the table, and ate what was still there. All of them ate so much, as if they wouldn’t eat for the next four weeks.
As they had finished eating, they blew the lights out, and everyone search for a good place to sleep. The donkey went in the garden and laid himself in the grass. The dog found a good spot behind the door. The cat laid herself in the warm ashes of the oven, and the rooster flew up onto the roof of the house. The musicians were tired and went to sleep very soon. Late in the night, the thieves saw that no more light burned in the house. They listened, to find that everything in the house was completely still. The older of the two thieves spoke: “We have been very dumb to run away so quickly.” Then he ordered the younger of them: “Go into the house and see if anyone is inside.”
The thief found everything silent. He went into the kitchen and wanted to light a candle. He saw the eyes of the cat and took her for burning coals. He brought a little piece of wood up to the cat’s eyes, hoping to start a fire. Then the cat jumped onto his face. The young thief wanted to run out of the door, but the dog was laying there. The dog jumped up and bit his leg. As he came into the garden and ran over the grass, the donkey gave him a strong kick with his hooves. The rooster woke-up through the alarm and called out: “Kikeriki!”
The thief ran as quickly as he could back to the other and said: “In this house sits a terrible witch. The witch sits at the oven and stuck me in the eyes with her long witch fingers. At the door is a man standing with a long, sharp knife. He sliced my leg. On the grass in the garden lays a giant, who hit me with a huge piece of iron. On the roof of the house, a judge sits and calls with a loud voice: ‘Bring me the thief! Bring me the thief!’ I ran away.” From this moment on, the thieves never returned to the house. The four Bremer city musicians liked it so much, that they lived there until they died.
Ich war noch ein kleiner Junge, als ich nichts mehr wünschte, als zu reisen und die ganze Welt zu sehen. Vielleicht war ich mit diesem Wunsch zur Welt gekommen, denn mein Vater war viel gewandert und gereist. Ich weiß noch, wie er uns an langen Winterabenden stundenlang von seinen interessanten Abenteuern erzählte.
Eines Tages geschah es, daß mein Onkel uns besuchte. Mein Onkel und ich wurden bald gute Freunde. Er sagte oft zu mir: „Du bist ein guter Junge; ich will alles tun, was ich kann, um dir zu helfen." Eines Abends sprach mein Onkel sehr lange zu meinen lieben Eltern, und endlich erlaubten sie mir, mit meinem Onkel nach Ceylon zu reisen.
Bald darauf waren wir fertig und segelten mit einem schönen Segelschiff von Amsterdam in Holland ab. Auf unserer Reise geschah zuerst nichts Interessantes, nur hatten wir einmal während der Reise einen großen Sturm. Der Sturm begann, als wir gerade an Land lagen, wo wir Holz und Wasser holen wollten. Der Wind war so stark, daß er eine große Zahl von dicken Bäumen aus der Erde riß und hoch in die Luft warf. Einige dieser Bäume waren wohl so schwer wie hundert Elefanten, aber der Sturm warf sie fünf Meilen hoch in die Luft. Die schwersten Bäume erschienen hoch in der Luft nicht größer als die ganz kleinen Federn eines Vogels. Aber der Sturm legte sich, und jeder der Bäume fiel hoch vom Himmel wieder in die Erde hinein, und jeder fiel genau an die Stelle, wo er gestanden hatte. Nach wenigen Minuten konnte man nicht mehr sehen, daß ein Sturm über das Land gegangen war. Nun holten wir Holz und Wasser und segelten mit gutem Wind weiter. Nach sechs Wochen kamen wir endlich in Ceylon an.
Mein Onkel kannte auf Ceylon einen reichen Kaufmann. Der Sohn dieses Kaufmanns wurde bald mein Freund. Eines Tages bat er mich, mit ihm auf die Jagd zu gehen. Ich liebe die Jagd und ging gern mit. Mein Freund war ein großer, starker Mann. Er fühlte die heiße Mittagssonne nicht. Ich aber wurde nach kurzer Zeit so müde, daß ich ein wenig ruhen wollte. Bald war er so weit weg, daß ich ihm nicht mehr folgen konnte.
Ich setzte mich auf einen Stein, um zu ruhen. Der Stein lag nahe an einem reißenden Fluß. Auf einmal hörte ich etwas. Ich wandte den Kopf und sah einen großen Löwen. Der Löwe sah mich und kam näher. Er dachte wohl: „Ein feiner Herr. Der Mann gefällt mir. Der Mann soll mein Mittagessen sein und wird mir gut schmecken. Appetit habe ich genug für drei." Zuerst fürchtete ich mich so sehr, daß ich nicht aufstehen konnte. Aber endlich begann ich zu laufen, so schnell wie ich konnte. Da sah ich auf einmal ein großes Krokodil vor mir. Dieses öffnete seinen Mund. Noch heute sehe ich den großen Mund und die scharfen Zähne. Ich dachte: „Das ist der letzte Augenblick deines Lebens.” Welch ein Abenteuer! Hinter mir ein Löwe, vor mir ein Krokodil, an der einen Seite ein reißender Fluß, an der anderen ein Wald mit wilden Tieren!
Ich fiel zur Erde. Ich wartete. Ich legte meine Hände vor die Augen und dachte wieder: ,,Ich muß sterben. Ich bin verloren. Die nächste Sekunde ist meine letzte." Schon glaubte ich, die scharfen Zähne der Tiere zu fühlen, als etwas Wunderbares geschah. Langsam wandte ich den Kopf und sah zurück. Was sah ich? Was war geschehen? Nie werden Sie glauben, was geschehen war! Der Löwe war zu hoch und zu weit gesprungen und war in den großen Mund des Krokodils gefallen. Der Kopf des Löwen steckte fest zwischen den Zähnen des Krokodils. Der Löwe versuchte zu entkommen, aber es war zu spät. Schnell sprang ich auf, nahm mein scharfes Jagdmesser aus der Tasche und schnitt dem Löwen den Kopf ab. Der große, schwere Körper des Tieres lag tot zu meinen Füßen. Und das Krokodil? Ich schlug den Kopf des Löwen noch weiter in den Mund des Krokodils hinein, es bekam keine Luft mehr und war in wenigen Minuten tot.
Bald darauf kam mein Freund zurück. Er wollte sehen, warum ich ihm nicht gefolgt war. Ich erzählte ihm von meinem wunderbaren Abenteuer, und dann gingen wir nach Hause zurück, wo ich alles immer wieder erzählen mußte. Der Vater meines Freundes schickte seine Leute mit einem Wagen und Pferden in den Wald, um die Tiere zu holen. Aus dem Pelz des Löwen machten wir kleine Geldbeutel. Jedem meiner Freunde auf Ceylon schenkte ich einen solchen Beutel für sein Geld. Einige Beutel nahm ich mit nach Holland, wo ich dem Bürgermeister von Rotterdam einen gab. Der Bürgermeister wollte mir tausend Taler dafür geben, aber ich nahm sein Geld nicht an. Das Krokodil steht im Museum in Amsterdam, und jeden Tag kommen viele Leute aus allen Ländern der Welt, um es zu sehen.
Aber ich muß meine Leser warnen! Der Diener im Museum in Amsterdam lügt gern. Er erzählt von mir und meinen Abenteuern, aber er lügt und weiß nicht einmal, daß er es tut. Ich glaube, er kann nicht lesen. Jeder liest mein Buch, und darum weiß jeder mehr von meinen wunderbaren Reisen und Abenteuern als der Diener im Museum in Amsterdam.
When I was still a young boy, I wished for nothing more than to travel and see the entire world. I possibly was born into the world with this wish, because my father had hiked a lot and was far-traveled. I still remember how he told us about his interesting adventures on long Winter evenings.
One day it happened that my uncle was to visit us. My uncle and I soon became good friends. He said often to me: “You are a good kid; I will do everything I can to help you.” One evening, my uncle spoke for a long while to my dear parents, who finally allowed me to travel with my uncle to Ceylon.
Soon thereon, we were ready and sailed with a beautiful sailboat off from Amsterdam, Holland. On our journey, nothing interesting happened at first. We had only a big storm during the trip. The storm began as we had just landed. We wanted to gather wood and water. The wind was so strong, that it tore-out many trees from the earth and threw them high up into the air. Some of these trees were so heavy, like a hundred elephants, but the storm threw them five miles high into the sky. The heaviest of the trees, with it so high in the sky, appeared to be no larger than the smallest feather of a bird. The storm ended, and every tree from fell high from the sky exactly where they had stood before. After a few minutes, you could not tell anymore that a storm had ever come over the place. Now we gathered wood and water, and sailed on with a good wind. After six weeks, we finally arrived in Ceylon.
My uncle knew a rich merchant in Ceylon. The son of this merchant soon became a friend of mine. Some days he bade me to go hunting with him. I love hunting and always was eager to go. My friend was a tall, strong man. He didn’t feel the hot midday sun. I on the other hand felt so tired, that I wanted to rest a little. Soon he was so fawr away, that I couldn’t follow him any longer.
I set myself down on a stone to rest. The stone laid near to a raging river. At once I heard something. I turned my head and saw a huge lion. The lion looked at me and came closer. He thought: “A fine man. I like humans. The man should be my lunch and will taste very good. I have a good enough appetite for three.” First, I feard him so much, that I couldn’t stand. Finally I began to run as fast as I could, where at once I saw a huge crocodile before me. He opened his mouth. Still to this very day I remember his huge mouth and his sharp teeth. I thought: “This is the last moment of your life.” What an adventure! Behind me a lion, before me a crocodile. On the one side a raging river, and on the other a forest with wild beasts!
I fell to the ground. I waited. I laid my hands over my eyes and thought again: “I must be dead. I am lost. The next seconds are my last.” Already I had believed I felt the sharp teeth of the beasts, as something wonderful happened. Slowly I turned my head and looked back. What did I see? What was happening? No one will believe what was happening! The lion was too high-up and and jumped too far. He had landed in the crocodile’s mouth. The head of the lion was stuck solidly between the teeth of the crocodile. The lion tried to escape, but it was too late. Quickly I sprang up, took my sharp hunting knife from my pocket and cut the lion’s head off. The huge, heavy body of the beast laid dead at my feet. And the crocodile? I pushed the head of the lion further into the mouth of the crocodile, until it struggled to breathe. In a few minutes it was dead.
Soon thereafter returned my friend. He wanted to see why I hadn’t followed him. I told him about my wonderful adventure, and then we went back home, where I must always tell everyone about it. The father of my friend send his people with a wagon and horses into the forest to retrieve the two dead beasts. From the pelt of the lion, we made small coin purses. Every one of my friends in Ceylon received such a coin purse to store their money in. Some of the purses were taken with me bach to Holland, where I gave one to the mayor of Rotterdam. The mayor wanted to give me a thousand dollars for it, but I refused his money. The crocodile still stands in the museum in Amsterdam, and every day many people come from all corners of the world to see it.
But I must warn my readers! The servant in the museum in Amsterdam lies. He tells of me and my adventures, but he lies unknowingly. I believe he cannot read. Everyone who reads my book knows more of my wonderful journeys and adventures than the servant in the museum in Amsterdam.
Es war einmal ein König. Dieser liebte nichts mehr als schöne, neue Kleider, und darum hatte er für jede Stunde des Tages etwas Neues.
Alles trug er nur einmal und dann nie wieder. Die neuen Kleider des Königs kosteten sein Land natürlich sehr viel Geld. Auch sorgte er nicht für seine Bürger, seine Bauern, seine Dörfer und Städte; er hatte zu viel mit seinen Kleidern zu tun. Wenn man ihn suchte, so fand man ihn nicht, wie andere Leute, bei der Arbeit; man fand ihn im Kleiderzimmer vor einem großen Spiegel.
Der König wohnte in einer großen Stadt. Jeden Tag kamen dort viele Fremde an. Eines Tages erschienen auch zwei Abenteurer. Sie kamen auf das Schloß des Königs und sagten: „Wir sind Fremde in deinem Land. Wir sind lange gereist, um zu dir zu kommen, denn wir wissen, daß du nichts mehr liebst als schöne Kleider. Wir sind Weber. Wir weben die herrlichsten Stoffe der Welt. Wir weben diese Stoffe in allen Farben und Mustern. Von nun an wollen wir nur für dich leben und arbeiten. Aber das ist nicht alles. Wer dumm oder faul ist, schlechte Arbeit tut und für sein Amt nicht taugt, der kann unsere Stoffe nicht sehen. Wer aber klug und fleißig ist und für sein Amt taugt, der sieht unsere Stoffe sofort.“
„Das müssen wunderbare Stoffe sein“, dachte der König. „Wenn ich Kleider aus solchem Stoff trage, kann ich sehen, wer in meinem Land schlechte Arbeit tut und für sein Amt nicht taugt. Ja, solchen Stoff muß ich haben!“ Dann gab er den beiden Fremden viel Geld und befahl ihnen, ihre Arbeit sofort zu beginnen. Die beiden Abenteurer stellten zwei Webstühle in ein großes Zimmer. Sie setzten sich vor die Webstühle und taten, als ob sie arbeiteten. Aber auf den Stühlen war kein Stoff zu sehen. Der König gab ihnen alles, was sie wünschten, die beste Seide und das beste Gold. Das steckten sie in die eigenen Taschen und arbeiteten an den leeren Webstühlen bis spät in die Nacht hinein.
Nach einiger Zeit wollte der König wissen, wie weit die Weber mit ihrer Arbeit waren. Aber er fürchtete sich ein wenig, selbst zu ihnen zu gehen, weil er wußte, was es hieß, wenn man den Stoff nicht sehen konnte. Er dachte: „Ich bin weder dumm noch faul und tauge für mein Amt so gut wie der Beste in meinem Land. Aber es ist doch wohl besser, zuerst einen anderen zu schicken. Alle Leute im ganzen Land wissen, was für einen wunderbaren Stoff die Weber machen, und jeder will wissen, wie dumm oder faul sein Nachbar ist. Ich werde meinen guten alten Minister zu den Webern schicken. Er ist klug, hat gute Augen und kann am besten sehen, ob der Stoff gut ist.“
Nun ging der alte Minister in das Arbeitszimmer der beiden Weber. Diese saßen vor den leeren Webstühlen und taten so, als ob sie arbeiteten. ,,Himmel!“ dachte der alte Mann und machte die Augen weit auf, aber er konnte nichts sehen, denn es war nichts zu sehen da. ,,Mein Gott!“ dachte er, „bin ich dumm? Tauge ich nicht für mein Amt? Das habe ich nicht geglaubt, und das darf kein Mensch wissen. Nein, ich darf nicht sagen, daß ich den Stoff nicht sehen kann.“—„Nun, du sagst ja nichts“, sprach der eine am Webstuhl. „Oh, der Stoff ist gut und schön“, sagte der alte Minister, „dieses Muster und diese Farben! Ja, ich werde dem König sagen, daß er mir sehr gut gefällt." —„Das freut uns!“ sagten die beiden Diebe, und darauf nannten sie die Namen der Farben und sprachen noch lange über das schöne Muster. Der alte Minister hörte gut zu, denn er wollte seinem König das sagen, was die Diebe ihm gesagt hatten.
Nun wünschten die Abenteurer mehr Seide und Gold. Sie sagten, daß sie das für des Königs neue Kleider brauchten. Der König hörte zu und schickte alles, was sie wünschten; sie aber steckten alles in ihre eigenen Taschen. Die Webstühle blieben leer, und doch taten sie so, als ob sie vom frühen Morgen bis spät in die Nacht hinein arbeiteten. Bald schickte der König einen zweiten Minister zu ihnen, denn er wollte wissen, wie weit sie nun mit ihrer Arbeit waren. Der zweite Minister sah nicht mehr als der erste. Er sah immer wieder die leeren Webstühle an, da aber kein Stoff auf den Stühlen war, konnte er natürlich keinen sehen. „Ist das nicht ein schöner Stoff?“ fragten die beiden Diebe und zeigten und erklärten das schöne Muster; aber der Minister sah nichts, weil gar nichts zu sehen da war. „Ich bin weder dumm noch faul“, dachte der Mann. „also muß es meine schlechte Arbeit in meinem guten Amt sein. Ich tauge nicht für meine Arbeit, aber niemand soll es wissen.“ Darauf ging er zurück zum König und sagte: „Sehr guter Stoff, schöne Muster, wunderbare Farben!“ Alle Leute in der Stadt sprachen nun von dem wunderbaren Stoff für des Königs neue Kleider.
Nun wollte der König den Stoff selbst sehen, bevor er fertig war. Mit den klügsten und berühmtesten Männern des Landes ging er zu dem Haus, wo die Abenteurer webten. Unter den klügsten Männern waren auch die beiden Minister. Alle standen nun um die Webstühle und die Tische, und nichts war zu sehen. „Ja, ist das nicht wunderbar?“ sagten die Minister; „was für schöne Farben, was für ein interessantes Muster!“ und sie zeigten auf die leeren Webstühle, denn jeder von ihnen dachte: „Alle können den Stoff sehen, nur ich sehe nichts.“
„Was ist das?“ dachte der König, „ich sehe ja gar nichts! Das ist schrecklich! Bin ich dumm? Bin ich ein schlechter König? Tauge ich nicht für mein Amt? Das ist das Schrecklichste, was mir im Leben geschehen ist.“—„Oh, der Stoff ist ganz schön“, sagte er dann laut, „er gefällt mir sehr!“ und er sah die leeren Webstühle an, denn er wollte nicht sagen, daß er nichts sehen konnte. Und alle die klugen und berühmten Männer sahen die leeren Webstühle und die leeren Tische an, und niemand sah mehr als der König. Aber wie der König sagten auch sie: „Der Stoff gefällt mir sehr.“—„Schön, wie wunderbar!“ ging es von Mund zu Mund. Dann baten sie den König, sehr bald einmal neue Kleider aus dem schönen Stoff zu tragen.
Nun geschah es, daß der König in der nächsten Woche ein großes Fest feiern wollte. Die Minister und alle großen Männer des Landes sollten seine Gäste sein. Die Feier sollte mit einem Zug durch die Stadt beginnen. Nun arbeiteten die beiden Weber noch fleißiger. Die ganze Nacht vor dem Tag des Festes saßen sie vor ihren leeren Webstühlen und taten so, als ob sie arbeiteten. Sie hatten sechzehn Lichter angezündet. Alle Leute konnten sehen, wie schwer sie an den neuen Kleidern des Königs arbeiteten. Endlich sagten sie: „Nun sind die Kleider fertig.“
Der König kam mit seinen Ministern selbst zu ihnen, und die beiden Abenteurer hoben den einen Arm in die Luft, als ob sie etwas hielten, und sagten: ,,Seht, hier sind die neuen Kleider. Alles ist so leicht wie Luft. Das ist das Beste an unserem Stoff; man fühlt nicht, daß man Kleider trägt."
„Will der König nun hier vor dem großen Spiegel die alten Kleider ausziehen und die neuen anziehen?“ sagten die Minister und die klugen Männer, ohne etwas zu sehen, weil gar nichts zu sehen da war. Der König zog seine Kleider aus, und die Diebe taten, als ob sie ihm jedes Stück der neuen Kleider anzogen. „Wie himmlisch sie sitzen, wie schön sie sind“, riefen alle. „Welches Muster, welche Farben! Das ist ein himmlisches Kleid!" Aber der König dachte: „Ich fühle nichts, und ich sehe nichts; ich glaube, ich habe gar keine Kleider an." Dann aber sagte er laut: „Das Kleid ist schön, und alles sitzt sehr gut, ich bin zufrieden.“ Und darauf wandte er sich noch einmal zum Spiegel, sah hinein und sagte: „Ich bin fertig.“
So ging nun der herrliche Zug durch die Straßen der Stadt. Zuerst im Zug ritten die Reiter des Königs, dann kamen die Soldaten, dann der König selbst mit seinen neuen Kleidern und endlich die Minister und die klügsten und berühmtesten Männer des Landes. Die Musik spielte, das Volk rief: „Lang lebe der König!“
Auf einmal hörte man die Stimme eines kleinen Kindes: „Der König hat seine Kleider vergessen. Der König hat gar nichts an!“ rief das Kind. „Himmel, sei still!“ sagte der Vater zu seinem Kind. Aber einer sagte leise in das Ohr seines Nachbarn, was das Kind gesagt hatte. „Er hat gar nichts an; das kleine Kind dort sagt, er hat gar nichts an!“—„Er hat gar nichts an!“ rief endlich das ganze Volk.
Der König ärgerte sich und dachte: „Vielleicht hat das dumme Volk recht; aber ich habe das Fest begonnen und werde weiterspielen, bis es zu Ende ist.“ Und so ging der Zug weiter. Das Volk aber sah den König an, suchte seine neuen Kleider und sah nichts, denn das Kind hatte recht.
There was once a king who loved nothing more than beautiful new clothes, and had something new to wear for every hour.
He wore everything once, then never again. The king’s clothing cost his country very much money. He also didn’t care about his citizens, his farmers, his villages or cities; he had far too much to do with his clothes. If one looked for him, he was not found like other people who are at work; one found him in his dressing room before a large mirror.
The king lived in a large city. Every day, many foreigners came there. One day, two adventurers appeared. They came to the king’s castle and said: “We are foreigners in your land. We are far-traveled, in order to have come to you, because we know that you love nothing more than beautiful clothes. We are weavers. We weave the most beautiful materials in the world. We weave this material in all colors and patterns. From now on, we wish to live and work for you. But that is not all. Whoever is dumb or lazy, does poor work and does not benefit his office- he can not see our material. Whoever is wise and diligent and benefits his office, however, sees our material immediately.
“That must be a wonderful material,” thought the king. “If I wear clothes of such material, I can see who exactly in my land does poor work and does not benefit his office. Yes, I must have this material!” Then he gave both of the foreigners a lot of money and ordered them to immediately being their work. The two adventurers placed two looms in a large room. They set themselves before the looms and acted as is they were working. On the looms was nothing to see. The king gave them everything they wished for; The best silk and the best gold. They stuck it all in their pockets and worked on the empty looms until late into the night.
After a some time, the king wanted to know how far along the weavers were with their work. He feared going there himself, because he knew what it means when one can not see the material. He thought: “I am neither dumb nor lazy and I benefit my office as well as the best in my land. But it is still much better to first send another. All the people in the entire country know what sort of wonderful material the weavers are making, and everyone wants to know how dumb or lazy his neighbor is. I will send my good old minister to the weavers. He is wise, has good eyes and can see very well if the material is good.”
Now in went the minister in the workroom, where the two weavers were. They both sat before the empty looms and acted as if we they were working. “Heavens!” thought the old man and opened his eyes wide. He could see nothing, because there was nothing there to see. “My god!” he thought, “ Am I dumb? Do I not benefit my office? That’s something I don’t believe, and what no one is allowed to know. No, I can’t let it be known that I don’t see the material.”—“Well, you have said nothing,” said one of the weavers. “Oh, the material is good and beautiful,” said the old minister. “What patterns and colors! Yes, I will tell the king that I like it a lot.”—“That pleases us!” said the two thieves, and told the names of the colors to the minister, then spoke for a while about the beautiful patterns. The old minister listened well, because he wanted to tell the king was the two thieves had said to him.
Now the adventurers wished for more silk and gold. They said they needed it for the king’s new clothes. The king listened and sent everything they asked for; and the thieves stuck everything into their pockets. The looms remained empty, and they still acted as if they were working, from early morning until late into the night. Soon the king sent a second minister to them, because he wanted to know how far they were along with their work. The second minister saw nothing more than the first. He looked constantly at the empty looms, but saw no material on them, because there was of course nothing to see. “Is that not a most beautiful material?” said the two thieves, showing and explaining the beautiful patterns; but the minister saw nothing, because there was entirely nothing to see there. “I am neither dumb nor lazy,” thought the man. “Thus it must be my poor work in my office. I don’t benefit my office, but no one should know that.” Thereafter he went back to the king and said: “Very good material, beautiful patterns, wonderful colors!” All the people in the city spoke now about the wonderful material for the king’s new clothes.
Now the king wanted to see the material for himself, before it was finished. With the wisest and most famous men of the land, he went to the house where the adventurers wove. Among the wisest men were also the two ministers. Everyone stood now around the looms and the tables, with there being nothing to see. “Yes, is that not wonderful?” said the minister; “What beautiful colors, was interesting patterns!” and they motioned towards the empty looms, as everyone of them thought: “Everyone else can see the material, but not I.”
“What is that?” thought the king. “I see nothing! That is terrible! Am I dumb? Am I a bad king? Do I not benefit my office? This is the most terrible thing that’s happened to me.”—“Oh, the material is very beautiful,” he said loudly, “I like it very much!” And he looked at the empty looms, because he didn’t want to say that he couldn’t see anything. And every one of the wise and famous men looked at the empty looms and empty tables. No one saw more than the kind. But like the king, they said: “I like the material very much.”—“Beautiful, how wonderful!” It went from mouth to mouth. Then the king bade them to make new clothes out of the beautiful material at once, so he may wear it.
Now it happened that the king would have a great fest in the next week. The ministers and all great men of the land should be his guests. The fest will start with a parade through the city. Now the weavers wove more diligently. The whole night before the day of the fest, they sat before their empty looms and acted as if they worked. They had lit sixteen lights. All the people could see how hard they’d worked on the new clothes for the king. Finally they said: “Now the clothes are finished.”
The king came with his ministers to them, and both adventurers held an arm in the air, as if they were holding something, and said: “Look, here are the new clothes. Everything is as light as air. That is the best of our material; one doesn’t feel that he’s wearing clothes.”
“Does the king want to take off his old clothes and put on the new clothes before the large mirror?” said the ministers and the wise men, without anything to see, because of course there was nothing to see. The king took his clothes off, and the thieves acted as if they were putting every piece of the new outfit on. “How heavenly they sit, how beautiful they are,” said everyone. “what patters, what colors! That is a heavenly outfit!” But the king thought: “I feel nothing and I see nothing; I believe, I have no clothes on.” But then he said loudly: “The outfit is beautiful, and all sits very well, I am pleased.” And thereon he turned to the mirror, looked in and said: “I am finished.”
So went now the royal parade through the streets of the city. First in the parade rode the knights of the king, then came the soldiers, then the king himself with his new clothes, and finally the ministers, with the wisest and most famous men of the land. The music played, the people said: “Long live the the king!”
At once, the voice of a small kid was heard: “The king has forgotten his clothes. The king has nothing on!” called the kid. “Heavens, be quiet!” said the father to his kid. But one said quietly in the ear of his neighbor, what that kid had said. “He has nothing on; the small kid over there said that he has nothing!”—“He has nothing on!” called-out the crowds.
The king was annoyed and thought: “Maybe the dumb people are right; but I have already started the fest and will go on, until the end.” And so went the parade on further. The people looked at the king and searched for his clothes, but saw nothing, because the kid was right.